Zwei signifikante Nachteile von Ghost gegenüber WordPress

Eigentlich sind es drei, da Ghost noch nicht an das Fediverse angebunden ist, aber daran wird momentan gearbeitet.

Zwei signifikante Nachteile von Ghost gegenüber WordPress

Das Kommentarsystem

Im Gegensatz zu WordPress ist das Kommentarsystem von Ghost auf Mitglieder beschränkt. Um kommentieren zu können, muss man sich registrieren. Das mag zum einen daran liegen, dass Ghost nicht nur Blogsoftware, sondern auch Newslettersystem ist. Zum anderen scheint es keine wirkliche Verteidigung gegen Spambots zu geben. Das mag bei Ghost.org anders sein, aber im Ghost-Forum war dies häufig ein Thema von Leuten, die Ghost auf einem eigenen Server betreiben. Als Lösung wurde oft das CDN Cloudflare genannt, was in Europa im Hinblick auf die DSGVO problematisch sein könnte.

Auch eine Registrierungspflicht dürfte kaum Abhilfe schaffen, da dies für einen Spambot keine große Hürde darstellt. Ich habe damit leider keine Erfahrung, da ich die Kommentarfunktion vorerst deaktiviert habe.

Meine Erfahrungen mit WordPress sind da weitreichender. Kaum stellt man eine Seite online, kommen auch schon die ersten Spambots vorbei. WordPress hat aber den Vorteil, dass es AntiSpam-Plug-ins gibt. Eines der bekanntesten und beliebtesten ist AntiSpam Bee von Sergey Müller. Es funktioniert seit vielen Jahren unglaublich gut, wird aktuell gehalten, ist DSGVO-konform und verfolgt kein Abo-Modell. Man kann es kostenlos nutzen.

Im Gegensatz zu WordPress kann Ghost nicht mit Plug-ins erweitert werden; das funktioniert hier etwas anders. Es gibt sogenannte Code Injections (html, css, javascript). Und das ist eine ausgezeichnete Lösung, denn WordPress wird mit jedem Plug-in schwerfälliger und vor allem unsicherer. Man muss sich immer darauf verlassen, dass die Plug-ins keinen Schadcode oder Sicherheitslücken enthalten, die dann vielleicht nicht gefixt werden, weil das Plug-in eher halbherzig oder gar nicht mehr gepflegt wird.

Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass WordPress ein furchtbar unsicheres System ist. Das ist es auf keinen Fall. Man muss nur etwas aufpassen, woher die Plug-ins kommen und wie viele man installiert. Je mehr Plug-ins man installiert, desto träger und anfälliger kann das System werden.

Ist ein Kommentarsystem überhaupt wichtig?

Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt und kann sie offen gesagt nicht beantworten. Mir fällt aber auf, dass seit Jahren immer weniger in Blogs kommentiert wird. Natürlich gibt es immer Ausnahmen. In den großen Tech-Blogs wird zum Beispiel sehr viel kommentiert und auch diskutiert, aber wenn man den Fokus etwas erweitert, ist das schon lange rückläufig. Die Kommunikation findet heute in den sozialen Medien statt. Und letztlich ist es auch viel bequemer, weil ich mir einmal einen Account anlege und dann schreiben kann, ohne erst meinen Namen und meine E-Mail-Adresse eingeben zu müssen, damit mein Kommentar abgeschickt wird. Eigentlich keine große Hürde, aber wenn man mit einem Smartphone unterwegs ist, kann das schon zu viel sein.

Insofern finde ich den Ansatz von Ghost gar nicht mal so schlecht. Man meldet sich einmal an und hat dann ein Mitgliederprofil, das man selbst verwalten kann. Die Wiedererkennung erfolgt über einen harmlosen Cookie; Tracking findet nicht statt.

Das ist allerdings mehr als genug, um einfach nur einen Beitrag zu kommentieren. Da muss man schon aktiver Leser eines Blogs sein. Aber so ist Ghost nun mal aufgebaut. Das ist interessant für Leute, die unter anderem einen regelmäßigen Newsletter schreiben und sich eine Leserschaft aufbauen wollen. Für den Autor oder eine Autorin eines Blogs oder Newsletters ist es natürlich toll zu sehen, dass es eine Leserschaft gibt, die sich für das interessiert, was man schreibt.

Ich finde, auch in der heutigen Zeit mit Social Media und Co sollte es in Blogs einen Kommentarbereich geben. Da ist WordPress besser aufgestellt als Ghost.

Ich frage mich auch, wie Ghost das mit der Verbindung zum Fediverse realisieren wird? Ich fürchte, es wird eine Einweg-Kommunikation wie bei WriteFreely. Blogs können über einen Handle abonniert werden, aber Kommentare zu Beiträgen aus dem Fediverse erscheinen nicht im Blog und Antworten auf Kommentare erscheinen nicht im Fediverse. Das wäre wirklich lahm. Da ist WordPress schon sehr viel weiter.

Newsletter

Ghost hat ein voll integriertes Newslettersystem. Das Schöne daran ist, dass man einen ganz normalen Blogeintrag schreibt und dann entscheiden kann, ob er nur als Blogeintrag, als Newsletter oder als Blogeintrag und Newsletter erscheinen soll. Man kann festlegen, wer den Inhalt sehen kann, alle, nur Mitglieder oder zahlende Abonnenten etc.

Für den Versand wird jedoch ein SMTP-Provider benötigt. Für Ghost gibt es nur eine Möglichkeit und die heißt Mailgun. Den Dienst kann man zwar DSGVO-konform nutzen, da die Abonnentenliste mit den Mails auf dem eigenen Server liegt, sofern man nicht Kunde von Ghost.org ist, und man die Zustellung über Server in Europa festlegt, was geht.

Aber ich habe nur diese eine Wahl. Mailgun war damals sehr interessant, weil es einen Tarif ohne Abo gab. Man kaufte ein Kontingent und konnte es preiswert erweitern, wenn man mehr Newsletter verschicken wollte. Inzwischen gibt es nur noch Abo-Modelle.

Natürlich gibt es bei allen Anbietern auch immer einen kostenlosen Zugang, der natürlich begrenzt ist. Aber für den Anfang ist das eine gute Sache. Erst wenn man das kostenlose Kontingent überschreitet, muss man sich natürlich für einen kostenpflichtigen Tarif entscheiden. Und die Preise sind von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich.

Bei WordPress habe ich zwar kein integriertes Newslettersystem, aber ich habe die Wahl, welchen Anbieter ich nutzen möchte, da ich das über Plug-ins nachrüsten kann. Das ist bei Ghost nicht der Fall. Man kann zwar über Zapir und Co irgendwelche Routen bauen, aber das ist in diesem Fall eher unpraktisch.

Es kommt auch darauf an, ob ich mein Blog beruflich oder privat nutze. Fast alle Anbieter haben in ihren AGB stehen, dass ihre Dienste nur gewerblich oder beruflich genutzt werden dürfen. Da ist man als privater Blogger schon mal raus. Wie streng das wirklich kontrolliert wird, kann ich nicht sagen. Aber bei Mailgun und auch anderen Anbietern gibt es immer ein Feld, wo man seinen Firmennamen eintragen muss. Das Problem ist jedoch unabhängig von der verwendeten Blogsoftware. Wenn man sich ein Konto bei Ghost.org einrichten würde, dann hätte man das Problem nicht. Allerdings hätte man dann ein anderes und das heißt als EU-Bürger DSGVO.

Wenn ich hier Newsletter verschicken will, geht das eben nur über Mailgun. Und ob ich als privater Blogger irgendwann mal 14 $ im Monat mit Kreditkarte bezahlen will, andere Zahlungsmöglichkeiten gibt es nicht, nur damit meine Blogposts im Postfach landen, weiß ich offen gesagt nicht.

Abschließend kann ich sagen, dass ich mit Ghost sehr zufrieden bin. Für mich ist es eine unglaublich gute Blogsoftware. Ich habe viele, viele Jahre mit WordPress gebloggt, aber dahin möchte ich ehrlich gesagt nicht mehr zurück. Und bitte nicht falsch verstehen, WordPress ist immer noch der Platzhirsch und das teilweise auch zu Recht, aber es ist nicht mehr meine Welt.

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