Sind Blogs tot?

Ich habe das oft von den sogenannten „Internetverstehern“ und Social-Media-Experten gehört, und auch ich war lange Zeit dieser Meinung.

Sind Blogs tot?

Content muss heute „snackable“ sein, lange Blogbeiträge passen nicht mehr ins Bild. Auch die Erzählform hat sich geändert, weniger Text und mehr Video. Nicht umsonst ist TikTok so erfolgreich. Kurze, knackige Clips können sehr unterhaltsam sein und sind zudem schnell konsumiert. Das gilt auch für YouTube-Reels und Instagram-Storys.

Nun habe ich letztens einen Artikel gelesen, leider weiß ich nicht mehr wo, der mich zum Nachdenken brachte.

Aus dem Gedächtnis wiedergegeben:

Es wurde immer gelesen und es wird immer gelesen. Das verschwindet nicht, nur weil es Video gibt. Bei Buchverfilmungen wird es nach wie vor Menschen geben, die ins Kino gehen, weil sie das Buch kennen, und andere, die nach dem Film vielleicht das Buch lesen, welches verfilmt wurde.

Wenn man heute auf die Mediennutzung schaut, hat man in erster Linie die Generation Y und Z im Visier. Das sind die beiden Generationen, die mit dem Internet groß geworden sind. Gerade die Generation Z wird sicherlich keine Blogs im Tagebuchstil lesen. Warum auch, wenn genau das als Videoformat auf zahlreichen Plattformen stattfindet. Das bedeutet aber nicht, dass alles Video sein muss und Textbeiträge eine untergeordnete Rolle spielen.

Blogs haftet immer noch ein wenig das Tagebuchimage alter Zeiten an. Dabei waren Blogs nie nur Tagebuch, sondern das Festhalten und Weiterentwickeln von Gedanken, die kommentiert werden konnten und sich dadurch oft neue Perspektiven eröffneten. Das ist durch Social-Media obsolet geworden, aber Blogs haben sich über die Jahre gewandelt. Das sieht man allein schon daran, dass die bekannteste Blogsoftware WordPress heute ein Content-Management-System ist. 65 % aller Websites im Internet basieren auf WordPress.

Ab wann kann man Blogs eigentlich den Tod bescheinigen? Wenn eine kritische Masse Blogs nicht mehr liest? Oder geht es da eher um die Möglichkeiten der Monetarisierung?

Ich kenne Blogs oder habe einige entdeckt, die seit Jahrzehnten existieren und tagebuchartig angelegt sind. In den Kommentaren findet immer noch ein reger Austausch statt. Dort hat sich gewissermaßen eine sehr treue Community gebildet, die seit Jahrzehnten dabei ist – trotz Social Media und Co.

Ich glaube nicht, dass Blogs tot sind, auch wenn sie zum alten Eisen gehören. Jedes Medium hat seine Berechtigung.

Wenn ich nach einer wichtigen Information im Internet suche und jemand in einem YouTube-Video von Adam und Eva anfängt, dann ist Text für mich viel schneller und effektiver. Bei der Betrachtung eines Produkts ist Video deutlich besser als eine Textbeschreibung.

Es wird immer Menschen geben, die lieber lesen, und Menschen, die lieber Videoclips schauen.