Ist Mastodon das Fediverse?

Kurzer Spoiler am Anfang, nein!

Ist Mastodon das Fediverse?

Nicht nur aufgrund der Berichterstattung in den Medien, wenn es um Alternativen zu X geht, sind viele der Meinung, Mastodon sei das Fediverse. Das stimmt so allerdings nicht.

Der Begriff Fediverse setzt sich zusammen aus federation und universe. Im Deutschen spricht man auch vom Fediversum. Es ist ein föderiertes, dezentrales Netzwerk von unabhängigen Instanzen (Servern) und Mastodon ist nur ein Dienst in diesem großen Netzwerk. Im Fediverse gibt es unglaublich viele Dienste, die für sich unabhängig sind, aber über ein Protokoll miteinander kommunizieren. Durchgesetzt hat sich das ActivityPub-Protokoll, aber es gibt auch noch andere.

Das Fediverse ist viel älter als Mastodon

2008 startete Identi.ca, später bekannt als StatusNet, Gnu Social. Es war die erste öffentlich eingeführte föderierte Softwareplattform. Mastodon erschien erst 8 Jahre später. Wer sich für die historischen Schritte interessiert, die zur Entstehung des Fediverse geführt haben, wird hier bei gnulinux.ch fündig.

Mastodon ist letztlich nur so bekannt geworden, da die Menschen nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk nach einer Alternative gesucht haben. Mastodon bot sich an, weil der Dienst ähnlich wie Twitter funktioniert. Allerdings erweist Mastodon dem Fediverse in gewisser Weise auch einen Bärendienst. Ich glaube, es gibt kaum einen Dienst im Fediverse, dem man solche Fußfesseln angelegt hat. Mit anderen Diensten, die sich genauso für das Microblogging eignen, wie z. B. Friendica, Sharkey, Iceshrimp, Firefish, Akkoma, Hubzilla etc. ist so viel mehr möglich als mit Mastodon.

Symboldbild von Diensten die über ActivityPub miteinander kommunizieren
Symbolbild von Diensten im Fediverse - Creative Commons CC BY-SA 4.0

Das führt auch immer mal wieder zu Diskussionen im Fediverse, wie man z. B. hier sehen kann.

Ich habe zum Thema Mastodon auch mal einen Beitrag geschrieben, den man hier findet.

Zusammengefasst ist Mastodon nur ein Dienst von vielen, der zu gern als Aushängeschild für das Fediverse genutzt wird. Das halte ich, wie viele andere auch, für problematisch, selbst wenn ich selber eine Mastodon-Single-User-Instanz betreibe.

Für jemanden, der nichts anderes als kommerzielle Plattformen kennt, ist das Fediverse am Anfang sicher schwer zu verstehen. Aber ich kann jedem versichern, dass es nicht so kompliziert ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Wer den algorithmisch gesteuerten Empörungsplattformen entkommen will, ist im Fediverse wirklich sehr gut aufgehoben.

Bildquelle: KI Microsoft Image Creator