Gedanken zum Thema Bloggen und AI

Wenn ich sehe, wie rasant sich AI entwickelt und was heute schon möglich ist, dann wird das mit dem Betreiben einer Website eigentlich immer schwieriger.

Gedanken zum Thema Bloggen und AI

Die Art und Weise, wie wir Informationen im Internet finden, wird sich maßgeblich verändern. Wir werden uns nicht mehr durch seitenlange Ergebnislisten von Suchmaschinen quälen, die durch SEO-Spam ohnehin schon komplett kaputt sind.

Ein gutes Beispiel ist perplexity.ai. Zum Test habe ich mal Folgendes eingegeben: the best headphones for gaming.

Screenprint eines Suchergebnis mit Perlexity.ai
Screenprint Perplexity.ai

Wie man sieht, erhält man eine Zusammenfassung, wie man sie von ChatGPT kennt. Die Quellen, aus denen die Informationen stammen, werden ebenfalls angezeigt. Nur wer wird diese noch aufsuchen, wenn man vielleicht schon mit dem Ergebnis zufrieden ist? Zu bedenken ist auch, dass Perplexity sozusagen noch in den Kinderschuhen steckt.

Im Prinzip werden Websites zunehmend zu Inhaltslieferanten für AI, sei es als Trainingsdaten oder als Teil einer Zusammenfassung, die von einer AI-Suchmaschine erstellt wird. Es wird immer weniger Besucher auf den eigentlichen Websites geben, die die inhaltlichen Daten liefern.

Auf seiner Entwicklerkonferenz I/O hat Google gerade AI Overview vorgestellt. In Zukunft wird man oberhalb der Suchergebnisse eine durch AI generierte Zusammenfassung erhalten. Man muss also die Seite der Suchmaschine nicht mehr verlassen, da man alles schön zusammengefasst präsentiert bekommt. Und das ist noch nicht alles. Es wird möglich sein, per Video zu suchen; es wird Planungswerkzeuge geben, mit denen man zum Beispiel Essenspläne erstellen kann und gleich die passenden Rezepte angezeigt bekommt. Und weil freundliche KI-Assistenten deine Vorlieben und deinen Tagesablauf kennen, empfiehlt Google dir vielleicht standortbezogen nette Aufenthaltsorte, ohne dass du aktiv danach suchst. Und das ist erst der Anfang!

All diese Daten stammen von Milliarden von Websites, die letztlich zu Inhaltslieferanten degradiert werden. Denn warum sollte jemand noch die einzelnen Websites besuchen, wenn Google eine umfangreiche Zusammenfassung präsentiert? Da hilft es auch nicht, wenn die Quellen angezeigt werden. Der Traffic auf Websites wird nicht nur massiv einbrechen, sondern über kurz oder lang zu Grabe getragen.

Sehen wir es an dieser Stelle einmal kurz positiv, denn der ganze SEO-Müll wird auf dem Abfallhaufen landen, wo er auch hingehört. Wahrscheinlich bekommen wir qualitativ bessere Inhalte präsentiert, nur ein Grund zum Jubeln ist das sicherlich nicht.

Ist das nur technischer Fortschritt oder Raubrittertum des 21. Jahrhunderts? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Ich habe mich noch nicht entschieden, tendiere aber dazu, dass beides mehr oder weniger zutrifft.

Was könnte demnächst passieren? Ich befürchte, dass immer mehr Webseitenbetreiber eine Paywall vor ihre Inhalte stellen werden. Das könnten auch Seitenbetreiber tun, die mit ihren Seiten gar kein Geld verdienen wollen, sondern ihre Inhalte vor KI-Suchmaschinen schützen möchten. Und ich befürchte auch, das die vielen ambitionierten Hobbywebsites, zu denen auch viele Blogs gehören, komplett unter die Räder kommen.

Alles einfach so hinnehmen?

Nein, denn es gibt auch eine Gegenbewegung. Und das Lustige daran ist, dass sie auf bekannten Protokollen wie SMTP, IMAP, RSS und ActivityPub basiert.

Blogs waren im Prinzip die Vorläufer von Social Media. Man vernetzte sich, diskutierte in Kommentarbereichen, führte Bloglisten, organisierte gemeinsame Aktionen wie z. B. „Blockstöckchen“ und vieles mehr. Dann kamen die großen Plattformen wie Facebook, Twitter & Co. Heute spricht man kaum noch von Blogs, sondern von Newslettern, die eine Renaissance erleben.

Werfen wir einen Blick auf zwei der bekanntesten Newsletter-Plattformen: Substack und Ghost. Beide Plattformen präsentieren sich als Blogs, verstehen sich aber als Newsletter-Dienst. Für Autoren ist das sehr praktisch. Sie können Beiträge schreiben, die einerseits als Newsletter an Abonnenten verschickt werden und gleichzeitig auf der blogähnlichen Website erscheinen. Wie bei Blogs gibt es einen RSS-Feed und ein Kommentarsystem.

Was ist daran interessant? Im Prinzip ist es ganz einfach. Es geht um den Aufbau und den besseren Kontakt mit seiner Leserschaft. Die meisten Websites, auf denen noch Inhalte zu finden sind, die nicht für Suchmaschinen geschrieben wurden, bekommen kaum noch Besucher von Suchmaschinen, weil die mit SEO-Müll zugeschüttet werden. Deshalb müssen andere Wege beschritten und angeboten werden. Der Leser hat die freie Wahl, ob er die Website über den Browser besucht, ob er die Inhalte in seinem E-Mail-Postfach haben möchte oder ob er den RSS-Feed abonniert, um neue Beiträge zu lesen. Und viel wichtiger wird in Zukunft ActivityPub.

Mit jedem Dienst, der ActivityPub unterstützt, kann z. B. ein Blog / Newsletter abonniert werden. Und die Dienste können sich untereinander austauschen. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Dienst man selbst nutzt. Und das Beste daran: All diese Möglichkeiten sind frei von Algorithmen, Tracking, Datensammelei und Überwachungskapitalismus. Und diese Dienste agieren dezentral, so wie das gesamte Internet auch, frei von diesen Silos der kommerziellen Plattformen.

Über uns werden in Zukunft zahlreiche Assistenten herfallen und wir werden sie lieben. Wir werden bereitwillig zu Inhaltslieferanten und müssen dafür nicht einmal Inhalte ins Netz stellen, denn die persönlichen Assistenten haben wir immer bei uns. Sie werden uns zunehmend besser kennenlernen, mit uns sprechen, Dinge für uns erledigen, Vorschläge machen, uns Lebens-beratend zur Seite stehen und vieles mehr. Und wir werden nicht merken, dass wir zunehmend manipuliert und ausgebeutet werden.

Wie oft habe ich in letzter Zeit gelesen, dass Star Trek endlich Wirklichkeit wird. Mit dem Bordcomputer sprechen, was für ein Fortschritt. Stimmt, nur in der SciFi-Serie ist der Kapitalismus längst überwunden und die Technik dient nur noch dem Menschen. So weit sind wir nicht, und so weit werden wir wohl auch nie kommen.

Bildquelle: KI – Microsoft Image Creator