Datenkolonialismus, präsentiert von Microsoft

Alles, was im Internet steht, darf auch kopiert, genutzt und weiterverarbeitet werden. Ist doch klar, oder?

Datenkolonialismus, präsentiert von Microsoft
Foto von rishi auf Unsplash

Microsofts KI-Chef Mustafa Suleyman ist offenbar der Ansicht, dass es seit den 90er Jahren ein gesellschaftliches Einvernehmen darüber gibt, dass Inhalte im offenen Web grundsätzlich „fair use“ sind und von jedermann kopiert und weiterverarbeitet werden dürfen. Dies schließt auch die Nutzung für das Training von KI-Modellen ein.

Auch wenn eine Website explizit darauf hinweist, dass Scraping und Crawling nur zum Zwecke der Indexierung erlaubt sind, sieht er hier eine Grauzone, die ihren Weg durch die Gerichte finden wird. Bindend sind solche Einträge in der robot.txt natürlich nicht, aber für Inhalte gilt nun mal das Urheberrecht.

Willkommen in der kaputten Gedankenwelt der Tech-Bros aus dem Silicon Valley.

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Natürlich weiß auch Suleyman, dass das Unsinn ist. In jedem Land gibt es Gesetze, die regeln, wie man mit Inhalten umgehen darf, die man nicht selbst erstellt hat. Aber das interessiert Big-Tech nicht. Man setzt sich einfach über alles hinweg, Politik und Gesetze stören da nur. Diese Unternehmen haben so viel Macht und Geld, dass Klagen zur Strategie gehören.

Was wir derzeit erleben, bezeichnen Ulises A. Mejias und Nick Couldry in ihrem Buch Datenraub als Datenkolonialismus. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber ich finde den Begriff sehr treffend. Denn beim früheren Kolonialismus ging es unter anderem um Landraub, Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Arbeit und Privateigentum. Man gab vor zu modernisieren und zu zivilisieren, aber in Wirklichkeit ging es um Kontrolle und Selbstbereicherung. Man hat ohne Rücksicht auf Verluste ganze Kulturen vernichtet.

Große Technologieunternehmen beuten uns heute aus, indem sie die Ressource Daten einfach nehmen und verwerten, um Profit damit zu machen. Sie kontrollieren unsere Meinungen, verfolgen unsere Bewegungen, analysieren jede Interaktion mit unseren intelligenten Begleitern, erstellen Profile über uns, prognostizieren unsere Reaktionen oder wissen, wie wir uns gerade fühlen, und vieles mehr. Aufgrund ihrer unfassbar großen Ressourcen saugen sie den größten Teil des Internets auf, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf die Menschen, die die Inhalte geschaffen haben.

Dagegen können wir uns immer weniger wehren. Und jetzt zieht auch noch KI in fast alle Betriebssysteme ein.

Ich finde das wirklich schlimm. Und ja, ich muss mir da auch an die eigene Nase fassen. Ich nutze für meine Artikelbilder überwiegend den Microsoft Image Creator.