500 Zeichen für ein Halleluja

Nun ist das Aufheben dieser Limitierung nicht einfach über ein Optionsmenü möglich, denn das ist bewusst nicht so vorgesehen. Mastodon versteht sich als Microblogging-Dienst, wie damals Twitter, heute X.

Im Prinzip kommt man mit den 500 Zeichen gut hin, aber eben nicht immer. Manchmal kommt es vor, dass einem nur wenige Zeichen fehlen. Dann fängt man damit an zu kürzen, formuliert um, lässt Informationen weg, nur damit alles in dieses starre Korsett passt. Im schlechtesten Fall ist es nicht möglich, seine Meinung zu einem Thema richtig zu vermitteln.

Was dann passiert, ist folgendes: Es werden Threads erstellt. Das war schon bei Twitter so und ist natürlich auch bei Mastodon der Fall. Wir alle kennen das Konstrukt Beitrag 1 von X. Das Problem dabei ist, dass Threads selten zusammenhängend angezeigt werden, was ich als nervig empfinde.

Mich nervt dabei nicht das Menschen Threads erstellen, sondern das ich sie oft nicht zusammenhängend lesen kann. Wenn ich bei Beitrag 3 von 4 einsteige, 1 und 2 von 4 aber nicht da sind, auch wenn ich nach oben scrolle, ist das doof.

Jetzt kann man natürlich sagen, benutzt doch einen anderen Dienst – Friendica, Sharkey, Iceshrimp etc. Dort gibt es diese strikte Zeichenbegrenzung nicht, aber das muss gar nicht sein. Es würde dem Microblogging doch keinen Abbruch tun, grundsätzlich mehr Zeichen zur Verfügung zu stellen. Bei Mastodon ist es doch so, wenn Postings mehr als 500 Zeichen beinhalten, da sie z. B. von einer Instanz ohne diese Limitierung stammen, wird ja nicht der ganze Beitrag angezeigt. Es bleibt zunächst bei den 500 Zeichen, bis man auf „weiterlesen“ klickt. Erst dann wird der gesamte Beitrag angezeigt und Threads wären endlich Geschichte.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich selten mehr als 500 Zeichen verwende. Ich bin aber froh, das tun zu können, denn auf meiner Single-User-Instanz muss ich mir darüber keine Gedanken machen.

Es gibt auch viele Mastodon-Instanzen im Netz, die ihrer Community mehr Zeichen zur Verfügung stellen, denn der Bedarf ist ja da. Und es wäre wirklich schön, wenn Mastodon das Festlegen von Zeichen in die Administrationsoberfläche integrieren würde. Das ist aber nicht gewollt, sodass Administratorinnen und Administratoren das auf Serverebene erledigen müssen und zwar bei jedem Update neu.

Sicherlich habe ich einige Aspekte außer Acht gelassen. Aber das Konstrukt der Einschränkung finde ich nur bedingt gut. Ja, es ist ein Microblogging-Dienst und ja, es gibt genügend Alternativen. Aber fast alle Alternativen sind nicht so eingeschränkt und viele davon sind nicht unbedingt Macroblogging-Systeme.

Wenn man unbedingt bei 500 Zeichen bleiben will, warum führt man nicht eine Thread-Option ein, wie es z.B. bei der Mona-App der Fall ist? Man schreibt seinen Beitrag und wenn er länger als 500 Zeichen lang ist, wird er automatisch in einzelne Beiträge aufgeteilt, die dann auch zusammenhängend angezeigt werden. Aber das System, dass ich einen Beitrag schreibe und dann immer wieder neue Beiträge anhänge, also auf meinen eigenen Beitrag so oft antworte, bis ich meine Message losgeworden bin, halte ich für extrem fehleranfällig und unpraktisch, weil es am Ende zu zerrissenen Threads führt.

Ich habe oft den Satz gehört: „Dann ist Mastodon nicht das Richtige. Es gibt genug Alternativen.“ Ja, das stimmt. Aber vielleicht ist Mastodon genau das Richtige für einen und man möchte gar kein anderes System verwenden, das oft viel mehr Möglichkeiten bietet, die man vielleicht gar nicht braucht.

Ich würde nicht über dieses Thema schreiben, wenn wir über ein geschlossenes System sprechen würden. Aber Mastodon lebt im Fediverse. Als Alternative zu Twitter / X macht Mastodon alles richtig, aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Systeme nicht einschränken, sondern eher eine Struktur für Inhalte schaffen sollten. Genau das macht Mastodon ja auch, denn als Microblogging-Dienst werden zunächst nicht mehr als 500 Zeichen angezeigt. Sind es mehr, klickt man auf Weiterlesen. Im Gegenzug kann man aber nicht mehr als 500 Zeichen verwenden und das ist letztendlich eine Einschränkung.

Es wäre wirklich seltsam, wenn man seinen E-Mail-Provider nach der Anzahl der verwendbaren Zeichen auswählen müsste. Und ja, ich weiß, der Vergleich hinkt. Es gibt unterschiedliche Dienste für unterschiedliche Anwendungen. Das soll auch kein Mastodon-Bashing sein, denn ich mag den Dienst. Ich kenne fast alle Alternativen, habe mich aber letztendlich für eine Single-User-Instanz entschieden.

Das hier ist halt ein privates Weblog, in dem ich meine Gedanken zu unterschiedlichen Themen niederschreibe, nicht mehr und nicht weniger.

Ich möchte nicht wissen, was noch alles auf uns zukommt, wenn die auf Zeichen beschränkten Plattformen wie Bluesky und Metas Threads das Fediverse für ihre Nutzer noch präsenter machen.

Halleluja.

Bildquelle: KI generiert – Microsoft Image Creator